Reisetagebuch 16.06 bis 19.06.2022
Was ein Reisetagebuch werden wollte und dann eine Prüfung im Nichts Tun wurde. Hier folgt ein ganz andere Reisetagebuch, achtsamer, weniger Erlebnisse und mehr Erkenntnisse.
Abreise am 16.06.2022
Holpriger Start
Unser Tag der Abreise war ein anderer als sonst. Normalerweise freue ich mich auf die Reise und kann es kaum abwarten loszufahren. Dieses Mal hatte ich irgendwie keine Lust. Ich hatte auf der einen Seite große Lust loszufahren, unser SUP (Stand up Paddleboard) auszuprobieren. Auf der anderen Seite wollte ich einfach nur Zuhause bleiben, in meiner sicheren Höhle und mich verkriechen. Ich führe es mal auf meinen Zyklus zurück.
Da ich den tollsten Mann der Welt habe, sind wir dann aber trotzdem losgekommen. Er hat mich aufgebaut, das meiste Packen übernommen und ganz viel mit mir gekuschelt. Das hilft wirklich immer 😉.
Wir sind dann zur Schwarzenbachtalsperre gefahren. Haben uns auf dem Weg Subway geholt, da es sonst einfach zu spät gewesen wäre zum Essen kochen.
Planänderung
Dort angekommen haben wir sofort gemerkt, dass wir kein Netz hatten. Das haben wir für uns akzeptiert, jedoch fühlten wir uns im Gesamten nicht so wohl auf dem Platz.Der Weg zum See runter war schwierig, der Parkplatz klein, kaum Platz für uns zum entspannten Aussteigen.
Für die Nacht wollten wir trotzdem bleiben und dann am nächsten Morgen wenigstens das SUP ausprobieren. Ich hatte sowieso bemerkt, dass ich meine Badutensilien Zuhause vergessen hatte, daher mussten wir sowieso nochmal losfahren um diese abzuholen. Denn ein Wochenende am See, welches mit über 30C angesagt ist, ist nicht gut ohne Sonnencreme und Mückenspray. Und so planten wir am nächsten morgen nachhause und dann zur Nagoldtalsperre zu fahren. Bei dieser weiß ich, dass es einfacher ist an und ins Wasser zukommen.
Der erste Abend ohne Internet war damit echt entspannt. Nichtsdestotrotz viel es uns beiden sehr schwer, die Handys zur Seite zu legen. Immer wieder schlich sich die Gewohnheit ein und man zückt schnell das Handy um etwas nachzuschauen, Social Media zu checken oder die Mails.
Ich finde es interessant, wie schnell das geht und wie unterbewusst dieser Prozess ist.
Trotz das der Platz direkt an einer Straße lag, haben wir dann doch erstaunlich gut geschlafen und auch sehr sicher gefühlt.
17.06.2022
Neue Erfahrungen
Am nächsten Morgen sind wir vom Bett praktisch direkt aufs SUP gefallen. Koda war das SUP am Anfang nicht ganz so geheuer. Aber nach zwei Versuchen saß er drauf und blieb auch drauf.
Also haben wir eine kleine Tour zu dritt gemacht. Das hat toll geklappt. Danach sind Max und ich jeweils noch ein wenig alleine mit dem SUP gefahren. Ein ganz wunderbares Erlebnis. Selten habe ich mich so wohl auf dem Wasser gefühlt.
Später haben wir noch ne längere Runde zu dritt gemacht. Wir sind einmal zum anderen Ufer gefahren haben dort eine Pause gemacht und dann wieder zurück.
Koda fand es auf dem SUP super – da muss er nicht ins Wasser. Und wenn der Schwanz oder auch die Pfoten mal bisschen reinhängen, war das auch kein Problem mehr für ihn.
Nachdem wir also einen ganz wunderbaren Morgen hatten sind wir wieder in den Bus, haben schnell gefrühstückt und sind dann losgefahren Richtung Zuhause.
Zuhause angekommen haben wir nur schnell die Sachen geholt, waren noch kurz einkaufen und sind dann direkt wieder losgefahren. Wir mussten zwar nochmal einkaufen, planten es jedoch für Samstag ein, da wir noch was anderes vorhatten
Angekommen
Bei der Nagoldtalsperre angekommen, haben wir genau den Platz bekommen, den ich uns manifestiert hatte – ja das funktioniert auch bei so banalen Dingen.
Wir sind runter zum Wasser, haben einen tollen Platz gefunden an dem wir dann den ganzen Nachmittag verbracht haben. Wir sind immer wieder aufs Wasser mit dem SUP – mit und ohne Koda.
Abgeschnitten von der Außenwelt
Wie ich bereits wusste, gibt es auch an der Nagoldtalsperre auch kein Netz. Und so war uns klar, dass wir den restlichen Tag sowie die nächsten 2 Urlaubstage ohne Handy verbringen werden.
Auch hier viel es uns beiden immer wieder echt schwer, das Handy einfach mal zu vergessen. Wir beide griffen immer wieder danach. Wirklich interessant, wie sehr so ein kleines schwarzes Ding uns in der Hand hat.
Es ist nämlich nicht anders herum, wie wir es uns selbst häufig einreden.
Planänderung die 2.
Nachdem wir den Nachmittag also am See verbracht haben und sich die Pläne am Samstag auch geändert haben wussten wir, wir wollten irgendwann noch einkaufen gehen.
Also haben wir beschlossen, das direkt noch zu machen. So haben wir den Samstag komplett am See ohne zwischendrin weg zu fahren.
Also sind wir los zum Einkaufen. Von unterwegs aus – es gab wieder Netz – habe ich allen Bescheid gegeben, dass wir uns erst Sonntagabend wieder melden. Was eine Erleichterung das war! Einfach mal nicht erreichbar zu sein, kann sich auch gut anfühlen.
Wieder am Platz angekommen, haben wir einen neuen Platz gefunden. Nun standen wir so, dass wir direkt zum See schauen konnten. Nicht bei den Wohnmobilstellplätzen und näher an der Straße, doch die Aussicht macht alles wett 😊.
Es fiel mir schon viel leichter, das Handy einfach weg zu lassen. Ich hatte mich ja schon verabschiedet für die nächsten 2 Tage. Aber ganz war die Gewohnheit noch nicht vom Tisch
18.06.2022
Hochsensibilität
Direkt nach dem Aufstehen haben wir uns fertig gemacht und sind los zum See. Wir wollten einen guten Platz, im Schatten und für Koda ruhig. Er ist zwar entspannt, trotzdem mag er es nicht, wenn unserem Platz jemand zu nahe kommt und das wollen wir respektieren.
Mein Handy hatte ich zwar eingepackt, aber nicht raus geholt und das sollte auch den ganzen Tag noch so bleiben. Überraschend, wie schnell man es dann auch lassen kann – los und in Ruhe.
Trigger
Wir lagen den ganzen Tag bis zum späten Nachmittag an dem Platz. Es wurde voller und voller, bis einige Jugendliche neben uns lagen.
Da viel mir auf, wie sensibel ich doch auf meine Umgebung reagiere. Wenn ich mein Handy als Ablenkung gehabt hätte, wäre mir das eventuell gar nicht so aufgefallen. Aber so spürte ich mehr und mehr, dass ich das nicht gut aushalten kann.
Teilweise bin ich sogar mit dem SUP raus auf den See, sogar da hörte ich nur Musik, Menschen, Geräusche. So sehr ich mich auch konzentrierte nur die Wellen, das Wasser zu hören und zu fühlen, ich konnte einfach nicht abschalten.
Das machte mir nur noch einmal mehr klar, dass ich hochsensibel bin. Und ich diese Hochsesibilität durch meine tägliche Gewohnheiten nicht honoriere und respektiere sondern ständig herausfordere. Das Handy mit all seinen Optionen und Möglichkeiten würde hier schon ausreichen. Da brauche ich noch gar nicht über die Sozialen Medien sprechen. Wenn ich diese allerdings dazu nehme, ist die Überstimmulation und Überforderung gerade zu vorprogrammiert.
Nichts tun
Witzigerweise lese ich gerade das Buch „Nichts Tun“. Das fällt mir wahnsinnig schwer – und daher übe ich in diesem überaschend netzlosen Urlaub.
So anstrengend das auch sein mag, so wohltuend ist es doch. Denn ich werde durchs lesen auch in den Pausen praktisch gezwungen, genau das zu tun, was der Titel verspricht. Und damit habe ich mit diesem Buch schon mehr umgesetzt, als bei so manchen anderen Ratgebern.
Was ich also gelernt und gemerkt habe ist, dass ich mein Handy nicht brauche um einen guten Tag zu haben. Das ich es geradezu brauche, mal abzuschalten und nichts zu tun, um mich hören zu können. Das ich das Disconecten brauche um mir gerecht zu werden und, dass ich auf das hören darf, was mir mein Gefühl, meine Intuition zeigt und sagt.
Entfliehen
Wir sind, nachdem es so laut am Platz wurde, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe, zurück zum Bus. Der war leider sehr sehr warm. Ich blieb trotzdem drin, einfach weil mir draußen alles zu viel war. Max ist nochmal raus mit dem SUP. Später sind wir zu dritt nochmal raus. Das war eine schöne Abschlussfahrt für den Tag. Koda wurde über den Tag hinweg immer souveräner und ist am Ende sogar mal fast eingeschlafen.
Abend haben wir dann im Bus gegessen, und den restlichen Abend haben wir auch drin verbracht. Es waren noch sehr lange Menschen am See, an der Grillstelle usw. und ich hatte einen Overload von Menschen.
Manchmal ist das so, und das ist vollkommen ok! Ich darf mir Pausen von Menschen gönnen, wenn ich die brauche! Ich darf auf meine Sensibilität achten, sie ist ein Geschenk! Und genauso wie ich das darf, darfst das auch du 😊.
19.06.2022
Auf unsere Bedürfnisse achten
Am Sonntag sind wir direkt zu einem Platz, den wir uns schon am Tag davor ausgesucht hatten. Ein kleiner Privatstrand, recht ungestört von anderen und nicht mehr so mitten drin wie der Tag davor.
Auch so kann man auf die eigenen Bedürfnisse achten.
Wir achten ja z.B. hierbei auch auf Kodas Bedürfnisse – immer möglichst weit weg von anderen Menschen, er am geschützten Platz nah bei uns, im Schatten usw. Warum also, achte ich so selten auf meine Bedürfnisse diesbezüglich?!
Wie gut, das wir drei uns da sehr ähnlich sind. So wenig wie möglich Menschen, Geräusche und Gerüche um uns und wir sind happy 😉.
Entspannter Tag
So verlief der Vormittag dann auch sehr ruhig. Nur wenige Menschen sind an unserem Platz vorbei ins Wasser, wir waren immer wieder auf dem SUP im Wasser aber auch viel am Strand.
Der Wind war sehr stark, was das SUP fahren deutlich anstrengender gemacht hat.
Max war einmal ganz am Ende der Talsperre und hat wirklich lange gebraucht um zurück zu kommen.
Ich lag daher lieber auf dem SUP direkt am Strand im Wasser und habe das kühle Wasser und die warme Sonne genossen.
Die Retourkutsche habe ich am Abend dann bemerkt – trotz mehrfachem eincremen war ich ziemlich rot.
Den Tag über haben wir uns immer mal wieder was aus dem Bus zum Essen geholt, das Highlight war Eis was wir in unserem kleinen Eisfach im Kühlschrank aufbewahrt haben.
Wir hatten einen wirklich schönen Tag und nette, angenehme Begegnungen mit anderen Menschen.
Gegen Nachmittag sind wir dann wieder zurück zum Bus haben zusammengepackt und haben uns auf den Heimweg gemacht.
Zuhause angekommen
Die Sachen sind dann doch auch immer schnell wieder verstaut. Schneller als einem Recht ist ist der Urlaub vorbei und der Alltag wieder da.
Nichtsdestotrotz habe ich dieses Mal wirklich viel für mich mitnehmen können und bin unglaublich dankbar für die Erfahrungen.
Ich hoffe, du machst dir jetzt noch einen schönen Tag, Abend oder Morgen.