Meine Reise nach Australien
Mein persönliches größtes Wachstum habe ich auf meiner Reise nach Australien erlebt. Hier habe ich zu einem großen Teil zu mir gefunden, bin gewachsen und habe die Liebe meines Lebens kennengelernt. Ganz schön viel Superlative denkst du dir? Dann finde in diesem Artikel heraus, ob ich übertreibe oder nicht.
Der Plan
Ich wollte, solange ich denken kann, nach Australien reisen. Woher genau dieser Wunsch kam, kann ich gar nicht so genau sagen.
Daher habe ich mit meiner damals besten Freundin den Plan geschmiedet, gemeinsam für ein Jahr nach der Schule, nach Australien zu reisen. Wir wollten dort Work and Travel machen und schauen, wohin uns die Reise führt.
Wie immer, kommt es jedoch ganz anders als geplant und so musste ich einen Weg finden, alleine nach Australien zu reisen. Als Frau in diesem großen Land, reisen und immer wie es passt arbeiten, das war mir dann doch zu unsicher. Und so dachte ich mir, suche ich mir lieber einen festen und sicheren Job für den Anfang.
Au-Pair
Da ich die ErzieherInnenausbildung 2012 beendet habe, wollte ich auch für meinen Lebenslauf etwas haben, das sich hermacht. Also suchte ich mir eine Au-Pair Familie aus, bei der ich auch Berufserfahrung sammeln konnte. So kam ich zu einer österreichischen Familie in der Nähe von Brisbane. Besonders reizte mich dort, dass 2 der 3 Kinder eine schwere Behinderung hatten. Ich wollte zu dem Zeitpunkt mit Kindern mit Behinderung arbeiten. Also bewarb ich mich und nach einem Vorstellungsgespräch per Skype hatte ich meinen sicheren Arbeitsplatz in Australien.
Dort angekommen, fühlte ich mich zu Beginn noch sehr wohl. Ich wohnte in einem Wohnwagen auf dem riesengroßen Gelände der Familie. Am Haus war ein Pool und es gab jede Menge frischem Obst und Gemüse auf der Farm. Hühner liefen frei auf dem Gelände herum und es gab einen Stier namens Kasimir. Ich glaube, dort wuchs mein Traum, mich einmal selbst aus dem Garten zu versorgen.
Gleichzeitig war das mein erstes Mal, dass ich Fleisch gegessen habe von einem Tier, dass ich zuvor gut kannte. Es war ein komisches Gefühl, Kasimir auf dem Tisch zu haben und zu essen. Gleichzeitig ist das für mich bis heute der einzig wirklich vertretbare Weg, Fleisch zu essen.
Ein Alptraum
Nach und nach stellte sich bei der Familie leider heraus, dass die Absprachen nicht eingehalten wurden. Ich arbeitete über 50 Stunden in der Woche und putzte hauptsächlich, statt mich mit den Kindern zu beschäftigen. Mittlerweile weiß ich auch weswegen, die Eltern wollten den Kindern ständige Beziehungsabbrüche ersparen, dahingehend dann doch auch wieder fürsorglich gedacht.
Ich sprach meinen Unmut an, leider änderte sich nichts. Daraufhin entschied ich, die Familie zu verlassen. Dabei war ich wohl noch eine der Au-Pairs die länger geblieben ist, die meisten seien wohl nur ca. 1 Monat geblieben.
Ich informierte also meine Gasteltern über meine Entscheidung und gab ihnen einen Monat Zeit, bis ich nach 3 Monaten die Familie verlassen wollte, um jemand neuen zu finden.
Danach machten sie mir mein Leben zur Hölle und das meine ich sprichwörtlich. Sie sprachen kein Wort mehr mit mir, kommuniziert wurde per Zettel. Ich durfte nun gar nichts mehr mit den Kindern machen, die mir in der Zwischenzeit sehr ans Herz gewachsen waren. Das Ganze war glaube ich auch deswegen so schlimm, weil die Kommunikation nach Hause dort nur sehr erschwert möglich war. Ständig gab es keine Verbindung per WLAN und ich hatte somit keinerlei Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu gehen.
Die Flucht
Nach 2 Wochen hielt ich das Ganze nicht mehr aus. Ich hatte bereits einen Job bei einer der Helferinnen der Familie, die regelmäßig zu den zwei Kindern mit Behinderung kam. Als sie also eines Abends kam, um auf die Kinder aufzupassen, während die Eltern weg waren, schmiedete ich mit ihr meinen Fluchtplan.
Die Gasteltern sollten nicht erfahren, dass sie mir einen Job gibt, um ihren eigenen nicht zu gefährden. Daher wollten wir sagen, dass sie mich zum Bahnhof bringt. Ich verabschiedete mich von den Kindern als sie ins Bett gingen. Wir luden dann all mein Gepäck (2 Rucksäcke) in ihr Auto und als die Gasteltern zurückkamen, teilten wir ihnen den Plan mit.
Die Gastmutter ist daraufhin ziemlich ausgerastet, wurde sehr laut und verbot meiner neuen Gastmutter mich mitzunehmen. Ich sollte laufen, mitten in der Nacht, mehrere Kilometer. Ich war so schockiert, dass ich nichts anderes wusste, als genau das zu machen. Also lud ich mir meine Rucksäcke auf und lief los.
Meine neue Gastmutter fuhr kurze Zeit danach langsam an mir vorbei und sagte mir, dass sie mich am Ende der Straße aufsammeln würde. Ich lief also eine halbe Stunde und war noch immer nicht am Ende der Straße angekommen. Ich weinte und telefonierte mit einer Freundin, die ich in Australien kennengelernt habe. Irgendwann kam meine neue Gastmutter und sammelte mich auf.
Ich glaube, diese Erfahrung war bei weitem eine der schlimmsten in meinem Leben. So verloren, einsam und verlassen habe ich mich nicht häufig gefühlt.
Dennoch war mir immer klar, dass ich in Australien bleiben würde und diesen Entschluss habe ich auch nie verworfen.
Neue Möglichkeiten
Angekommen in der neuen Familie, durfte ich wiederum ein anderes Leben kennenlernen. Eine Großfamilie, mit 3 kleinen Kindern und nochmal 4 Großen. Das schöne war, ich habe mich mit den Großen gut verstanden und hatte so eine schöne Zeit mit ihnen. Das Leben hat sich wieder leichter angefühlt, nicht mehr ganz so schwer.
Dennoch lernte ich auch hier einiges für mein Leben. Zum Beispiel, dass ich nicht mehr so unordentlich sein möchte, wie ich es früher war und das regelmäßige Putzen.
Eine Liebesgeschichte
Das größte Glück meiner Reise habe ich auch in der Familie gefunden bzw. eher bei ihr. Im Garten der Familie, in einem Wohnwagen, lebte ein junger Mann, der gleich von Anfang an meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Ruhig, zurückgezogen, für sich und genau deswegen so geheimnisvoll.
Wirklich näher gekommen sind wir uns aber erst ca. 2 Wochen bevor ich anfangen wollte zu reisen. Nachdem ich mit meiner Gastschwester im Pool ordentlich Mut angetrunken hatte, bin ich zu Max an den Wohnwagen und so fing unsere Romanze an 😉.
Trennung auf Zeit
Nach 2 Wochen purem Glück war dann allerdings auch schon der Abschied angesagt.
Ich hatte geplant, die Ostküste herunter zu reisen, angefangen in Surfers Paradise. Geplant war, dass ich dort eine Woche bin und Max am Wochenende nochmal dort sehe. Zu dem Zeitpunkt wohnte seine Schwester in Soutport, weswegen wir uns dort treffen wollten.
Eine Woche alleine in Surfers Paradise war super und ich hatte eine Menge Spaß. Endlich reisen, Hostels, neue Bekanntschaften und Abenteuer.
Als wir uns am Wochenende trafen war das aber so schön, dass ich entschied noch eine Woche länger bei seiner Schwester zu bleiben. Max wollte mich am Wochenende dann wieder dort besuchen.
Was soll ich sagen, aus einer Woche wurden ca. 3 Monate bei Max seiner Schwester. Einen Umzug, die Geburt seiner Nichte, eine Nacht im Casino und weitere Abenteuer habe ich in der Zeit gemeinsam mit ihr erlebt. Max kam uns jedes Wochenende besuchen und so entwickelte sich ein viel tiefere Bindung als zu Beginn angenommen.
Leben auf kleinstem Raum
Nachdem Max gearbeitet hat und ich nicht, war die Entscheidung irgendwann klar und ich bin zu ihm zurückgezogen. Zu zweit haben wir in dem Wohnwagen gewohnt und es ging uns dort richtig gut.
Der Wunsch war aber natürlich da, woanders zu wohnen. Ein bisschen größer, eventuell auch mit Freunden zusammen.
Zu der Zeit habe ich mir wenig Gedanken um meine Zukunft gemacht. Wir haben einfach gelebt und das Leben genossen. Ich habe geübt Skateboard zu fahren, insgesamt war es ein Leben, das ich mir heute noch erträume.
Außerdem kam mich dann noch meine beste Freundin besuchen. Am anderen Ende der Welt zusammen die Welt erkunden, das war wirklich ein ganz besonderes Gefühl für mich.
Traumhaus
Auf der Suche nach einer neuen Wohnung bzw. in Australien handelt es sich dabei meistens eher um ein Haus, haben wir alles Mögliche angeschaut. Die Geschichte, wie wir unser Traumhaus gefunden haben, ist allerdings eine besondere.
Ein Freund und ich, er wollte gemeinsam mit uns dort einziehen, hatten an dem Tag 2 Termine in Beachmere zur Hausbesichtigung. Das erste war ok. Das zweite war ganz nah am Strand und somit unser Favorit. Wir spazierten am Strand entlang und träumten uns in ein Haus direkt am Strand. Das Haus, das wir anschauen wollten, war gegenüber der Hausreihe direkt am Strand.
Danke Universum
Die Dame, die uns das Haus zeigen wollte, kam und wir sprachen ein wenig. Schnell stellte sich heraus, dass sie vor 30 Jahren selbst aus Deutschland nach Australien ausgewandert war. Die Unterhaltung war daher sehr locker und angenehm. Leider passte der Schlüssel nicht in das Schloss des Hauses. Sie nahm uns daher mit zurück in die Real Estade Agency, zu ihrem Mann, um zu schauen, ob sie den falschen Schlüssel dabei hatte. Dort angekommen fand dieser das Auftauchen von uns allen nicht so lustig, bot dann aber an, mit uns zum Haus zurückzufahren und es nochmal mit dem Schlüssel zu probieren. Er wollte uns dann aber auch noch ein anderes Haus zeigen.
Wieder am Haus angekommen, passte der Schlüssel immer noch nicht, auch er konnte sich das nicht erklären. Er führte uns dann auf die andere Straßenseite zu einem Haus, das er uns zeigen wollte. Ein Haus direkt am Strand. Nicht im neusten Zustand und nicht sauber, aber ein Traum! Ich habe Max so vorgeschwärmt, dass wir noch am selben Abend die Papiere ausgefüllt und alles eingeschmissen haben.
Wie es das Universum wollte, haben wir das Haus bekommen und wohnten darin mit 2 Freunden nochmal für einige Monate sehr glücklich.
Ich fand leider keinen Job mehr, da mein Visum in 3 Monaten endete und daher niemand den Aufwand des Einlernens übernehmen wollte. Das war nicht immer angenehm, gleichzeitig habe ich mich in der Zeit viel mit mir beschäftigt, habe geputzt, Sport gemacht, wir waren angeln und ich habe das Leben genossen.
So wenig wir materiell und finanziell hatten, so erfüllt waren wir zu der Zeit!
Plan Nr. 2
Jeder Traum geht einmal zu Ende, damit ein Neuer starten kann.
So endete mein Visum und ich musste zurück nach Deutschland. Der Plan war, dass ich zurückreise und für 1-2 Monate arbeite, um dann mit neuem Visum wiederzukommen.
Wie meistens kam aber alles anders als geplant. Ich erhielt sofort einen 1 Jahres Vertrag und verdiente gut genug, da ich bei meinen Großeltern wohnen konnte. Also überlegten wir uns, dass Max für 1 Jahr nach Deutschland kommen kann und wir danach gemeinsam wieder nach Australien gehen.
Aus einem Jahr wurden mittlerweile 8 1/2 Jahre. Denn es kommt immer alles anders, als man plant!
Max erhielt einen Ausbildungsvertrag, machte den KFZ Mechatroniker und ich studierte Soziale Arbeit. Wir bekamen Koda als Familienzuwachs und mittlerweile macht Max den Meister und wir wohnen wieder in einer Traumwohnung mit wunderbarem Garten.
Ende
Was ich durch meine Reise nach Australien also gelernt habe?
Ich habe gelernt zu Lieben, zu Trauern, habe an Selbstbewusstsein und -stärke dazugewonnen und vor allem habe ich gelernt, dass Pläne manchmal nicht funktionieren müssen, um dem Universum die Möglichkeit zu geben, alles noch viel besser zu machen. Ich habe gelernt, zu vertrauen.
Daher kann ich dir daher nur empfehlen, unbedingt alleine zu reisen – es kann sich wirklich lohnen! 😊
Ich wünsche dir einen wunderbaren Morgen, Abend oder Mittag.